27.1.2015 - 60 Jahre Landesverband Katholischer Elternvereine
60 Jahre und kein bisschen leise!
unter diesem Motto feiert der Landesverband Katholischer Elternvereine Wiens am 27. November 2015 sein 60-jähriges Bestehen.
Den Beginn bildete der Festgottesdienst in der Franziskanerkirche, unter Leitung des langjährigen Schulbischofs Weihbischof DDr. Helmut Krätzl mit den Konzelebranten P. Felix Gradl, P. Josef Süß und P. Helmut Brandstetter.
Liturgische Konzeption: Ursula Diamantakis-Mann, musikalische Gestaltung: Band der AHS Friesgasse unter Leitung v. Prof. Mag. Martin Nowak
Persönlich berührt war Weihbischof DDr. Krätzl nicht nur, da er selbst bereits seit über 60 Jahren (genau seit 61 Jahren) Priester ist, sondern vor allem, da er die Verantwortlichen der ersten Stunde alle persönlich gekannt hat.
In seiner Ansprache betonte DDr. Krätzl, der mehr als 20 Jahre Schulbischof war, die Bedeutung der ganzheitlichen Erziehung. Wichtig sei: „Die Kinder und Jugendlichen in Freiheit zur Selbstständigkeit zu erziehen. Das darf man aber nicht der Schule allein überlassen“, so der Weihbischof. Mit diesem, bereits in den 1980er Jahren getätigtem Aufruf zur „Erziehung in Freiheit“ wird der Schulbischof auch in der Festschrift zitiert worauf er, wie er betonte, stolz sei.
Als wesentliche Punkte nannte er:
- Ganzheitliche Erziehung
- Christliche Erziehung
- Erziehung zum Engagement in der Gesellschaft
- Katholischer Elternverein in der Bildungsdiskussion und Familienfrage
DDr. Krätzl forderte die ElternvertreterInnen auf, aus der Erfahrung der vergangenen 60 Jahre, die Mitverantwortung anzunehmen und ihren Beitrag selbstbewusst und deutlich hörbar zu machen. Er schloss mit den Worten: „Haben wir jetzt Mut, neue Wege zu gehen, die es heute braucht.“ .
Festakt im Refektorium des Franziskanerklosters
Im anschließenden, von Andrea Radakovits moderierten, Festakt betonte der Obmann des LV-Wien, Mag. Christian Hafner, die Bedeutung der Elternrechte und wies darauf hin, dass Eltern auch Pflichten haben.
Dem Argument der Gesamtschulbefürworter wonach in Österreich nach wie vor das jeweilige Bildungsniveau der Eltern vererbt werde, stellte Hafner als Beispiel entgegen, dass allein in seiner Familie und im eigenen Freundeskreis die Zahl der MaturantenInnen und AkademikerInnen in der Elterngeneration um ein Vielfaches geringer sei als in seiner Generation. Hafner, Maturajahrgang 1986 betonte, dass somit noch vor kurzer Zeit mit dem differenzierten Schulsystem sehr wohl ein „Bildungsaufstieg“ der Kinder in breiter Zahl möglich war und demnach heute noch möglich ist.
Diese Aussage wurde auch von HR Sr. Drin. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, bestätigt die, wie sie sagte, ebenfalls weder aus einer reichen noch aus einer akademischen Familie stammt.
HR Drin. Christine Mann, die langjährige Leiterin des Erzdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung (kurz Schulamt) verglich Arbeit sowie Ansehen und Einfluss der Elternvereine mit anderen Ländern. In zahlreichen europäischen Staaten sei das Engagement der Eltern deutlich größer als in Österreich - eine deutliche Aufforderung an die Eltern.
Im folgenden Rundum-Talk sagte Sr. Beatrix, dass sie die Kinder vermisse. Die Arbeit als Lehrkraft habe ihr stets große Freude bereitet. Sie forderte mehr Unterstützung für die Eltern, da diese zunehmend überfordert seien. Die Arbeitswelt verlange den Eltern so viel Energie ab, dass für die Familie oftmals nicht genug über bleibe.
Der ehemalige Kulturstadtrat der Stadt Wien, Dr. Peter Marboe erzählte von seiner Schulzeit bei den „Schotten“. Dabei erwähnte er unter anderen seinen „schrulligen“ Zeichenlehrer und dessen Art, die Kinder zu motivieren.
Seine Erziehung und Ausbildung bei den Benediktinern habe sein Leben geprägt und es ihm ermöglicht auch international erfolgreich zu sein, so Marboe.
Die Schülerin und Stellvertretende Schulsprecherin am Sacre Coeur Wien, Marlene Hotz, fühlt sich an ihrer Schule sehr wohl. Im Großen und Ganzen ist sie mit dem Schulsystem und der Ausbildung zufrieden, jedoch äußerte sie Kritik an der neuen Zentralmatura, speziell in Mathematik. Die Schülerinnen und Schüler fänden es nicht in Ordnung, dass eine Schularbeit die, nach früheren Kriterien bewertet mit einem Gut beurteilt worden wäre jetzt ein Nicht Genügend ist. Seitens der Lehrkräfte werde betont, dass die praktische Anwendung wichtig sei, jedoch müssen 2/3 der sog. Kompetenzfragen richtig sein um eine positive Note zu erhalten.
Der stellv. Obmann des LV-Wien Ing. Gerhard Kloc begründete die Entscheidung seiner Familie die beiden Söhne in eine kath. Privatschule zu geben, mit dem Wissen, dass Toleranz und Weltoffenheit zentrale Themen in diesen Schulen seien. Das Zusammenleben von Kindern unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Religion werde hier selbstverständlich gelebt. Integration sei kein Thema mehr, viel mehr täglich erbrachte Selbstverständlichkeit...!
Darüber hinaus erinnerte Ing. Kloc an die Tatsache, dass katholische Privatschulen so ziemlich das ganze Portfolio an Schulformen anbiete: Vom Kindergarten über die Volksschule, Langzeit AHS (also Unter-und Oberstufe), NMS, HASCH, HAK… Dies funktioniere durch professionelle Schul-Erhalter, DirektorInnen mit Managementqualitäten, engagierte Lehrkräfte, die nicht Fächer sondern Menschen unterrichten, mit dem Ergebnis, dass liebevolle, intelligente und wissensdurstige Jugendliche „in die Welt“ entlassen werden.